bei diesem Bild musste ich zweimal hinsehen, um zu entdecken, dass da nicht irgendwas über die Mauer gebaut wurde, sondern dass Hände gereicht und gehalten werden.
Diese Grabmale stehen auf dem evangelischen und katholischen Friedhof der niederländischen Stadt Roermond.
Die Geschichte zu diesen Grabmalen finde ich anrührend und sehr schön.
Sie trug sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu und beginnt mit der großen Liebe zwischen Jacob van Gorkum, einem in Amsterdam geborenen Soldaten und der Adligen Josephina van Aefferden. Die beiden überwanden alle Schwierigkeiten, die eine Verbindung zwischen einer Adligen und einem Bürgerlichen, aber auch einer Katholikin mit einem Evangelischen bedeutete. Sie heirateten, bekamen vier Kinder und führten eine harmonische Ehe.
Doch nach dem Tod wurden sie getrennt. Ein gemeinsames Grab wurde ihnen verwehrt. Die strikte Trennung zwischen evangelischen und katholischen Grabstätten auf dem Friedhof in Roermond war wichtiger als eine große Liebe.
So wurde Jacob, als er 1880 starb, auf dem evangelischen Teil des Friedhofs beigesetzt, während Josephina acht Jahre später auf dem katholischen Abschnitt ihre letzte Ruhestätte fand.
Josephina hatte sich gewünscht, nicht im Familiengrab im Zentrum des Friedhofs beigesetzt zu werden, sondern ganz am Rand, an der Mauer, die den katholischen vom evangelischen Teil des Friedhofs abgrenzte. Ihr Grab befand sich nun unmittelbar gegenüber dem Grab ihres Mannes. Die beiden Grab-Stelen wurden auf Wunsch des Paares so gestaltet, dass sie die Friedhofsmauer überragten – ausgestattet mit zwei Armen, die sich über die Mauer hinweg die Hände reichen.
Dieses Grabmal ist ein wunderbares Bild für die Kraft der Liebe, die Mauern überwinden kann.
Ich schaue das Bild an - und mir fallen die vielen Mauern ein, die da sind, oder gebaut werden sollen, um sich abzugrenzen, um andere auszugrenzen. Mauern in allen Teilen unserer Erde.
Wenn doch die Kraft der Liebe immer Wege fände, die Mauern phantasievoll zu überwinden. Nicht nur die realen Mauern, sondern auch die in unseren Köpfen und Herzen.
Ich schaue das Bild an und mir kommt der Psalmvers (Psalm 18,30) in den Sinn: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Und wenn nicht springen, dann zumindest Hände reichen über Mauern hinweg.
Mit meinem Gott kann ich Mauern überwinden auf vielerlei Arten!
Diese Erfahrung wünsche ich uns, dass wir getragen von seiner Liebe immer wieder die Mauern um uns herum überbrücken können.
Mit diesen Gedanken grüßt Sie
Ihre Pfarrerin Doris Klimm
Hinweis:
Das Pfarramt ist vom 2. bis 4. April nicht besetzt. Die Vertretungsregelungen entnehmen Sie bitte unserem Anrufbeantworter. Vielen Dank.