Liebe Gemeinde –
Auf Wiedersehen!

Nach fast genau 20 Jahren und einem halben ist es nun so weit, liebe Gemeindeglieder: Meine Dienstzeit als Ihre Pfarrerin endet mit Pfingstsonntag, dem 31. Mai diesen Jahres. Und schon gleichmal vorab: Es war eine lange, für mich und uns als Pfarrfamilie erfüllende, intensive, gemeinsame Zeit, für die ich unserem Gott von ganzem Herzen dankbar bin. Wir sind in Emskirchen heimisch geworden und werden hier auch weiterhin unsere Heimat haben - bei Menschen, die wir kennen und die uns kennen. Ja, wir sind Emskirchner geworden. Unsere Kinder Magdalena und Claudius sind hier aufgewachsen und haben ihre Schulzeit hier verbracht und entdecken nun wie viele junge Leute aus beruflichen Gründen für sich neue „Welten“.
Als ich am 22. Dezember 1985 in Neustadt zur Pfarrerin ordiniert worden bin - mit dem Vikariat sind es nun 35 Dienstjahre geworden, zwei von den 37 war ich zuhause im Erziehungsurlaub - wurde ich nach meinem Konfirmationsspruch gefragt. Ich wusste ihn natürlich und fügte hinzu, dass ich ihn als Konfirmandin nicht so besonders geschätzt habe. Worauf der mich ordinierende Regionalbischof, Herrmann von Loewenich, meinte, er passe doch ganz gut. Und das finde ich nun schon lange auch. Er steht im Johannes-Evangelium, im 12. Kapitel, Vers 26 und lautet:
Christus spricht: „Wer mir dienen will, der folge mir nach. Und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ „Dienen“ wollte ich nicht so gern als Konfirmandin, und wusste auch nicht so recht, wie das aussehen hätte können. Meinen Dienst ordentlich erfüllen und meine Glaubensüberzeugung ausdrücken, ja zu diesem Glauben Menschen einladen, das wollte ich später in meinem Beruf aber schon. Und hoffentlich Ihnen damit „dienen“, d.h. im Auf und Ab des Lebens an Ihrer Seite sein und Ihnen zuhören. Die Gespräche mit Ihnen und die Besuche bei Ihnen waren immer gute Zeit. Das Predigen ist mir eine Herzensangelegenheit geworden. Glauben Sie es mir: Auch nach Jahrzehnten ist es nie leicht, den Bibeltext in seiner Bedeutung zu verstehen und mit der Lebenswelt der heutigen Menschen zusammen zu bringen. Und dann gibt es ja noch so viele tolle Gedichte und Geschichten, die dazu passen.... wo also enden? Das Schöne für mich ist - und ich hoffe, Sie haben davon etwas gespürt: Manchmal beim Gottesdienst, wenn ich am Altar stand und einen kurzen Augenblick Zeit hatte, habe ich gedacht: Ja, genau, das ist mein Platz. Da will ich sein. Da gehör ich hin.
Wir haben viel miteinander erlebt, in manchen Familien habe ich Sie von der Wiege bis zur Bahre begleitet, also Generationen kommen und gehen sehen. Deshalb kann ich fast schon wie die Alteingesessenen mitreden, wer mit wem verwandt ist. Das verstärkt das Gefühl der Zugehörigkeit noch einmal mehr. Gerne erwähne ich auch meinen Mann an dieser Stelle, der mit Ihnen so manchen Gottesdienst gefeiert hat und auf seine Art, einfühlsam, seelsorgerlich und doch spannend und interessant zu predigen, sicher viele unter Ihnen in besonderem Maße erreicht hat. Übrigens, wissen Sie noch, dass er sogar einmal 5 Jahre lang eine Viertel-Stelle, also 0,25 % Planstelle, in unserer Kirchengemeinde innehatte?
Anders wären meine Aufgaben in manchen Jahren nicht zu schaffen gewesen.
Auch nicht ohne die vielen Ehrenamtlichen, von denen ich vor allem die Kirchenvorstände erwähnen möchte - mit dreien waren es jeweils sechs Jahre, mit dem vierten gut eineinhalb Jahre konstruktiver Zusammenarbeit, in der sicher auch mancher Disput seinen Platz hatte und wir nach einer Lösung für manchmal schwerwiegende Entscheidungen suchen mussten.
Wenn es darauf ankam, stand der Kirchenvorstand aber unerschütterlich zu mir. Sehr gut unterstützt hat mich und bis heute unermüdlich mitgearbeitet hat hier der langjährige, frühere Vertrauensmann, Rudolf Rögner, dem ich an dieser Stelle von ganzem Herzen danken möchte wie seinen Kirchenvorstandskollegen/Kolleginnen, besonders auch Georg Popp, der jahrelang unseren Friedhof hervorragend betreut hat.
Aber auch mit der jetzigen Vertrauensfrau, Beate Dorn, ist es gelungen, eine neue Ära in unserer Kirchengemeinde vorzubereiten. Sie und der übrige Kirchenvorstand packen mit ganzer Kraft und großem Schwung die Dinge an.
Selbiges gilt für die Kirchenvorstände in Dürrnbuch und Neidhardswinden, die ihre Verantwortung für die Kirchengemeinde Ihrer Zuständigkeit sehr ernst nehmen und eifrig mit mir und den jeweils für sie zuständigen PfarrerInnen daran arbeiteten, dass unsere Pfarrei so gut miteinander harmoniert.
Ich danke unseren Kirchenpflegern für ihre zuverlässige Arbeit, allen voran Herrn Peter Mechs, mit dem mich eine vertrauensvolle, ungetrübte Zusammenarbeit verbindet.
Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nicht alle namentlich erwähnen kann, deren Dienst mit meinem verknüpft war in diesen vielen Jahren und ohne den ich meine Arbeit nicht hätte tun können. Ich bin mir bewusst, dass sie der Gemeinde genauso „dienen“ wie ich.
Zu nennen wären unsere Mesnerinnen, die mit ihrer Mithilfe stets Kraft für einen Gottesdienst mitgeben. Ebenso auch unsere Organisten und die Chöre, die ein wesentlicher Bestandteil für „die schönen Gottesdienste im Hause des Herrn“ sind und die uns so manches Mal über den Alltag in höhere Sphären hinausgehoben haben.
Nicht zuletzt danke ich unserer/meiner Pfarramtssekretärin, Frau Held, die fast so lange wie ich Ihre Arbeit tut und mir von Anfang an den Rücken gestärkt und oft freigehalten und das Pfarramt tatkräftig mit mir oder den anderen Pfarrern/Pfarrerinnen zusammen am Laufen gehalten hat. Wie viele Briefe haben wir geschrieben, Fragen erörtert, Termine vergeben, Gemeindeglieder empfangen. Wir sind zu einem guten Team zusammengewachsen und die Freundschaft wird auch über den Ruhestand hinaus bleiben, wie auch die mit Pfarrerin Christiane Börstinghaus, meiner Lieblingskollegin, sicher auch, weil wir viele Jahre zusammen Dienst taten und mit unserem Gemeinde- Referenten in Ruhe, Jürgen Bär, der mir stets ein fleißiger, loyaler Mitarbeiter war.
Meinen Kollegen in Ruhe, Pfarrer Ziermann und Pfarrer Lehner, den Pfarrern im aktiven Dienst, Pfarrer Schmidt in besonderer Weise und dem Pfarrersehepaar Simon, sowie den Prädikanten, Frau Bürner, Herrn Kühl, Herrn Rupprecht und Herrn Werner danke ich für alle Hilfe, sodass im Gottesdienstplan nie Lücken zu verzeichnen waren.
Ich danke den Gottesdienst-Teams - Familiengottesdienst und Minigottesdienst - für all die erfreulichen, inspirierenden Vorbereitungs-Abende und Gottesdienste. Es ist uns gelungen, in unserer Gemeinde neue Gottesdienstformen zu etablieren, um so die Vielfalt einer Kirchengemeinde und ihrer Glieder lebendig werden zu lassen.
Dankbar bin ich auch für die Gruppen und Kreise unserer Kirchengemeinde, sowie den CVJM im Bereich der Jugend, denn sie bieten eine breite Palette an Begegnungsmöglichkeiten und interessanten Themen, die zum Kommen einladen.
Und dann ist da noch der Diakonieverein als ein wichtiger Baustein in meinem Aufgabenbereich zu nennen. Lange Zeit wurde diese Arbeit von Familie Eschenlohr mitgetragen und mitverantwortet, bis sie nun auch schon einige Jahre ebenso tatkräftig durch Petra Kappauf erledigt wird. Als Kassier des Vereins hat sie es mit ihrem Sachverstand und ihrer äußerst pflichtbewussten und immer korrekten Arbeit verstanden, Sorge dafür zu tragen, dass unsere Kindergärten und die Diakoniestation in schwieriger Zeit bestehen können und gut dastehen. Und den Leiterinnen und MitarbeiterInnen der KiTas will ich nicht versäumen, meinen Respekt zu zollen für Ihre nicht leichte, aber immer mit viel Engagement und Hingabe ausgeführte Arbeit an den Kindern unserer Kirchengemeinde und darüber hinaus.
Denn der Markt Emskirchen und unsere Kirchengemeinde, sowie die Katholische Schwesterkirche haben hier immer an einem Strang zum Wohle der Menschen gezogen. Deshalb bin ich froh, mit Alt-Bürgermeister Dieter Schmidt, aber nach ihm auch mit Bürgermeister Harald Kempe, in gutem und stets sachlichen Einvernehmen gestanden zu haben. Und natürlich mit meinen katholischen Kollegen, dem jetzigen Pfarrer Daniel Bittel, seinem Vorgänger Pfarrer Markus Schürrer und dem treuen Weggefährten, Diakon Gottfried Schneider.
Wir haben viel geschafft im Kirchenvorstand. Die meisten unserer Gebäude sind renoviert, was viel Zeit und Kraft in Anspruch genommen hat. Wir konnten das, weil Sie bereitwillig und unermüdlich für anstehende Projekte gespendet haben und viel Angespartes da war. Einige Projekte bleiben offen, z.B. die Renovierung des Gemeindehauses und manches wird schwieriger werden, weil sich der unwidersprochene Rückhalt der Kirche in unserer Gesellschaft nicht mehr so finden lässt.
Wir haben uns den Veränderungen, die unsere Landeskirche durchmacht, auch als Kirchengemeinden gestellt. Und wir sind als „Region Ost“ unseres Dekanats zu einem funktionierenden Team zusammengewachsen.
Ja, es ist viel geschehen, manches bleibe ich schuldig und in der einen oder anderen Frage werden unsere Kirche und ihre Kirchengemeinden neue Wege beschreiten müssen.
Aber ich bin sicher, dass der Herr, der uns in seinen Dienst ruft, weiter bei seiner Kirche und diesen drei Gemeinden sein wird, die wir „Pfarrei Emskirchen“ nennen. Und zu meinen jungen Kollegen Jonathan Gerber, mit dem zusammenzuarbeiten ebenso gelungen ist wie mit unserer Kinder- und Jugendreferentin, Lisa Wörner, hinzu, wird sich sicher wieder ein neuer Pfarrer oder eine neue Pfarrerin einstellen, eine Persönlichkeit, die voller Engagement die Arbeit fortführen und Gott und seiner Gemeinde dienen wird nach ihren Kräften.
Behüt‘ Sie Gott, Ihre Pfarrerin
Marianne Grajer-Hechtel mit Familie